Berlinchen rüstet zur 650 Jahrfeier

Zur Beratung über die 650 Jahrfeier Berlinchens hatte Bürgermeister Wunnike die Vertreter sämtlicher Vereine und die interessierten Bürger auf Goldowskys Berg geladen. Über 50 Vertreter erschienen, um das Heimatfest würdig zu beraten. Nach der Begrüßung verlas der Bürgermeister, der den Vorsitz führte, das vorläufige Programm. Der Geburtstag unserer Stadt, der eigentlich auf den 25. Januar 1278 fällt, soll am ersten Sonntag im Juli – 8. Juli – gefeiert werden, wo schon die Großstadtferien begonnen haben, damit auch die auswärtigen Berlinchener daran teilnehmen können. Er beginnt am Sonnabend, dem 7. Juli, um 5 Uhr nachmittags, mit einem Festkonzert auf dem Marktplatz, 7 Uhr Festläuten. Der Abend wird ausgefüllt durch ein historisches Festspiel in der Turnhalle. Sonntag: Wecken, 8 Uhr Begrüßung der Gäste, 9 ½ Uhr Festgottesdienst mit Turmblasen, anschließend Festsitzung der städtischen Körperschaften, 12 Uhr Eröffnung der mit dem Fest verbundenen Gewerbeausstellung, 2 Uhr historischer Festzug, anschließend Festakt und Festkonzert auf dem Marktplatz, abends Bootsfahren mit Lampions auf dem Stadtsee, großes Feuerwerk, danach Tanz in allen Sälen. Montag: vormittags Frühschoppen auf dem Marktplatz mit Platzmusik, nachmittags sportliche Veranstaltungen auf dem Sportplatz und in der Badeanstalt, Volksbelustigungen aller Art und abends Tanz in allen Sälen.

In der Aussprache erörterte Rektor Desch ausführlich den gedachten Festzug, dessen Gruppenbilder der Vorzeit und der 650jährigen Geschichte Berlinchens entnommen sind. 1. Vater Nipperwitz mit seinen Nixen – Stadtfee; 2. Burgunder, die um Christi Geburt in unserer Gegend wohnten. 3. Wenden. 4. Die Gründer der Stadt, die Markgrafen Otto und Albrecht mit Heinrich Toyte, reiten in Neu – Berlin ein. 5. Mittelalterliche Berufe. 6. Der Rat der Stadt geht zur Kirche, um nach erfolgter Reformation das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu erhalten. 7. Schwedische Landsknechte aus dem 30jährigen Kriege. 8. Schwarze Husaren im Posacken aus dem 7jährigen Kriege. 9. Neumärkischer Landsturm von 1813. 10. Bürgerwehr von 1848. 11. Heimkehrende Krieger mit Germania 1871. 12. Ausmarsch 1914. 13. Berlinchens Handwerk und Industrie. 14. Berlinchens Ausblick in die Zukunft. Die versammelten stimmten dem Programm und dem entwickelten Festzug zu. Rektor Desch unterbreitete auch gleich Vorschläge, wie für den Festzug die gewaltige Arbeit bewältigt und die Kosten verteilt werden können. Danach sollen sich die einschlägigen Vereine einzelne Gruppen des Zuges heraussuchen und mit ihren Kräften und Kosten unter fachkundiger Beratung stellen. In der weiteren Beratung wurde angeregt, durch Veranstaltungen der Vereine die Festwoche auszufüllen. Eine besondere schwierige Lösung bildet die Gewerbeausstellung in Bezug auf Raum- und Kostenfrage. Zur Arbeitsteilung wurden auf Vorschlag des Bürgermeisters Kommissionen gebildet für: Festzug, Wohnung und Verkehr, Musik, Presse, Festschrift, Sport und Volksbelustigung. Nun gilt es, den Rat in die Tat umzusetzen, dazu sind alle weiteren Vorschläge und Mitarbeiten der gesamten Bürgerschaft willkommen. Der Bürgermeister schloß die Versammlung mit der Ankündigung, nach sechs Wochen wieder eine Versammlung einzuberufen, um zu sehen, wie sich der Plan zur Verwirklichung entwickelt hat.
Quelle: Neumärkische Zeitung 25. okotober 1927