Ein charakteristisches Wahrzeichen aus alter Zeit, das hart am Rande des Zantocher Höhenzuges zur Höhe ragt, soll der Neuzeit weichen; die alte Giedkesche Windmühle, die zum Abbruch verkauft wurde. Von ihrem hohen Stande aus war sie weithin sichtbar im Warthe- und Netzebruch, links bis über den Hottosberg fast bis Lipke, rechts bis Borkow und Zechow. Man hatte von ihr aus eine wunderbare Aussicht über die jetzt leider überschwemmte Ebene, fast bis Schwerin. Vor und während des Krieges war sie ein nie rastender Betrieb, besonders seitdem sie 1913 elektrischen Antrieb erhalten hatte. Aber trübe ist die Vergangenheit der alten Windmühle, mußten doch in ihr blühende junge Männer ihr Leben hingeben. Im Kriegsjahre 1870 siedelte ein in Ringenwalde geborener Müller, namens Hermann Richard, nach Zantoch über, nachdem er Windmühlen in Friedeberg, Beatenwalde und anderen Orten besessen hatte.
Er kaufte in Zantoch eine Landparzelle von dem Besitzer Christian Schulz, es sind die heutigen Grundstücke von Gastwirt Bornstein, Bäckermeister Steinbring und das Giedkesche Mühlengrundstück, erbaute auch die Häuser auf den Grundstücken und verkaufte sie an die jetzigen Besitzer. Richard kaufte 1870 eine alte Windmühle in Antoinettenlust und errichtete diese hier auf der Zantocher Höhe. 1875 verkaufte er die Mühle an den bis dahin Mühlenbescheider Richard Giedke aus Landsberg. Hermann Richard wurde Bahnhofswirt in Zantoch. Robert Giedtke arbeitete rastlos mit seinen halberwachsenen Kindern. Tag und Nacht fast hörte man das gedämpfte Sausen der Mühlenflügel im Dorf. Große, eben gekaufte Roggenvorräte füllten auch die Mühle im Frühjahr 1883. Sein ältester 17jähriger Sohn Richard schlief nachts in der Mühle, um sofort bei passender Winde wieder die Arbeit aufnehmen zu können. Aber in der Nacht zum 24. April 1883, als der alte Müller todmüde von vieler Arbeit schlief, pochte es plötzlich hart an sein Fenster „Die Mühle brennt.“ Alle Löschversuche waren vergebens, ebenso alle Rettungsversuche für den jungen, schlafenden Müller. Der darauffolgende 25. April fand nur einen Trümmerhaufen und die Reste eines verbrannten, jungen Menschen. Die Ursache des Brandes blieb unaufgeklärt. Bald darauf begann der schwer heimgesuchte Müller den Bau der jetzigen Mühle. 1903 übergab er sie seinem zweiten Sohne Robert und setzte sich zur Ruhe. Mit neuer Kraft arbeitete der junge Robert Giedtke mit Hilfe seines heranwachsenden Sohnes Herbert, bis auch er im Jahre 1919 im rüstigen Mannesalter die Augen für immer schloß. Der Sohn mußte seine Lehrzeit in Landsberg beenden. Von dort ging er hier- und dorthin, bis er wieder zu seiner Mutter zurückkehrte, um für sie die Mühle zu versehen. Aber nur sechs Wochen konnte der 18jährige für sie arbeiten. Am 13. Dezember 1920 fand man ihn mit dem Kopfe in dem Räderwerk des Mühlenantriebes hängen. Seitdem wurde der Betrieb zeitweise vom Besitzer bewirtschaftet, auch verpachtet und ruhte zeitweise ganz, wie zur Zeit des Baues der Stützmauer des Eisenbahndammes. Des Baues wegen mußte die elektrische Leitung verlegt werden. Das Verlegen blieb aber wegen Stillstehen des Betriebes und jetzt ist nun für die alte, romantisch wirkende Windmühle der Abbruch beschlossen. Doch soll der Schrotgang in die Verkaufsstelle der Spar- und Darlehenskasse neben der Post eingebaut werden, da der dort arbeitende Schrotgang für sie zu klein ist.
Quelle: Neumärkische Zeitung 11. September 1927