Im Adressbuch des Kreises Teltow des Jahres 1927 steht als Vorwort zu diesem Ort geschrieben: Zu den größten Industriebezirken im Kreise Teltow gehört ohne Zweifel Wildau~die Keimzelle war aber Hoherlehme, dessen Namen seit 1922 aufgehört hat, offiziell zu bestehen. Hoherlehme, im Mittelalter an dem wichtigen Verkehrswege Königswusterhausen - Berlin gelegen, finden wir erstmalig 1375 im Landbuch Kaiser Karls IV. genannt. Es umfaßte 51 Hufen, deren Besitzer ihre Abgaben und Zinsen an Berliner und Mittenwalder Patrizier zu entrichten hatten. Den größten Anteil besaß der auch in Mahlow begüterte Helmsuwer, doch verkaufte er alle Gerechtsame vor der genannten Zeit an die in Wusterhausen sitzenden Schlieben, die den Anteil wiederum an Tietzmann von Neuendorf veräußerten. Um 1450 finden wir indessen die Familie v. Schlieben wiederum im Besitz des Dorfes, doch erwarben es bald darauf die Landsberger Schenken auf Teupitz, in deren Besitz Hoherlehme verblieb, bis es Kurprinz Friedrich im Jahre 1682 von diesen erwarb und den Ort mit der Herrschaft Wusterhausen vereinigte. 1624 hatte "Hoher Lohmen" nur 5 Hüfner aufzuweisen, doch waren außerdem 1 Hirt und 1 Laufschmied ansässig. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges starben oder wanderten 3 Wirte aus, so daß 1652 der Landreiter nur 2 ortsgebürtige Bauern vorfand. Einen ungeahnten Aufschwung nahm nach der Zeit der Befreiungskriege der östliche Teil der Gemarkung, wo in größeren und kleineren Tongruben vorzügliches Material für Backsteine und Terrakotten gewonnen wurde. Das noch heute bestehende Gut Neue Ziegelei entstand 1825, - bald darauf die Springziegelei - seit 1855 Wildau genannt -, und um 1860 zählte man über 40 Ziegeleien, die heute freilich alle eingegangen sind. Neuen Zustrom erhielt die Gemeinde, als von 1897 ab die Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals L. Schwartzkopff ihre ausgedehnten Werke hierher verlegte und nun ein ganz neues Industriezentrum entstand, dem sich die vielen Wohnhäuser der Beamten und Arbeiter angliederten. Mit über 4000 Einwohnern stellt Wildau heute die zweitgrößte Landgemeinde im Kreise dar und ist der Mutter Hoherlehme gewaltig über den Kopf gewachsen, denn der alte Ort, unberührt von anderen Durchgangsstraßen und Eisenbahnen, führt nur ein verstecktes Dasein. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 2231 männlich, 2068 weiblich, zusammen 4299 Personen. - Anbaufläche: 895 Hektar. - (siehe auch besondere Tabelle im IV. Teil). - Eisenbahnstation: Vorortstrecke Berlin (Görl. Bhf.) - Königswusterhausen. - Postanstalt bzw. Postanschrift: Wildau (Kr. Teltow). |