Im Adressbuch des Kreises Teltow des Jahres 1927 steht als Vorwort zu diesem Ort geschrieben: Mehr als 4000 Jahre zurück reichen die Spuren, die die ersten Siedler auf unserer Gemarkung in Form von Gefäßscherben und Werkzeugen zurückgelassen haben. Diese Steinzeitmenschen stellten vielleicht schon einen einfachen Knüppeldamm über das Niederungsgebiet nach Schulzendorf her, von dem geringe Reste beobachtet wurden, und bauten am höher gelegenen Uferrande ihre Hütten. Daß unsere germanischen Vorfahren sich ebenfalls hier niedergelassen haben, beweisen andere Funde. Breit klafft die Lücke in der Forschung, die uns mit den geschichtlichen Nachrichten verbinden soll, denn erst als deutsche Kolonisten sich hier im 13. Jahrhundert ansässig machten, finden wir neue Beweise~diesmal ist es die Kirche mit ihrem mächtigen Wehrturm und den sorgfältig behauenen Granitquadern. Die erste ausführliche Nachricht über "Wolterstorff" gibt das Landbuch Kaiser Karl IV. vom Jahre 1375. Danach waren 70 Hufen Acker vorhanden und neben den Bauern 13 Kossäten ansässig~auch eine Mühle und ein Krug werden genannt. Als Herren im Orte kann man die v. Liepe bezeichnen, doch bezogen die Berlin-Cöllner Patrizier Honow, Bever und Goltz und der in Altglienicke ansässige Berktzow beträchtliche Abgaben von den Einwohnern. Die Herren v. Liepe, die einst ein reichbegütertes Geschlecht im Teltow waren, müssen in der Folgezeit ihren Grund und Boden beträchtlich vergrößert haben, denn 1480 werden sie als Besitzer von 14 Hufen genannt. In der Mitte des 16. Jahrhunderts machten sich die v. Thümen ansässig, die 1571 sämtliche Gerechtsame im Dorfe besaßen und sie über den Großen Krieg hinaus behielten. 1624 hatten sie 15 steuerfreie Hufen inne, und die vorhandenen 15 Hüfner bestellten insgesamt 57 Hufen~5 Kossäten werden ebenfalls genannt. Von den "bürtigen" Bauern überlebten nur 3 die Not des Dreißigjährigen Krieges, und die Kossäten starben oder wanderten alle aus, so daß die ledigen Hofstellen durch auswärtige neubesetzt werden mußten. Um 1675 ging der v. Thümensche Besitz an die v. Beeren über, von denen es 1700 der nachmalige König Friedrich I. erwarb und es dem Grafen v. Wartenberg schenkte. Nach dem Sturz und der Verbannung dieses ungetreuen Beraters zog Kurfürst Friedrich III. das Gut ein, legte es zum Amte Cöpenick und schenkte es 1719 dem Kronprinzen, der es 1736 mit der Herrschaft Königswusterhausen vereinigte. Um 1810 ging ein großer Teil dieser Herrschaft in Privatbesitz über, doch verblieb die Domäne beim Hausfideikommiß. Außer dem eigenartigen Gutshause, das klassische Formen des ausklingenden 18. Jahrhunderts zeigt, ist die schon genannte Kirche besonders beachtenswert und als eines der schönsten Baudenkmäler frühmittelalterlicher Baukunst zu bezeichnen. Auch im Innern birgt sie beachtenswerte Erinnerungen an Mitglieder früherer Gutsherrschaften. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 287 männlich, 281 weiblich, zusammen 568 Personen. - Anbaufläche: 695 Hektar (siehe auch besondere Tabelle im IV. Teil). - Nächste Eisenbahnstation: Eichwalde, Vorortstrecke Berlin-Königswusterhausen. - Postanstalt bzw. Postanschrift: Waltersdorf (Kr. Teltow). - Gutsbezirk Waltersdorf. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 55 männlich, 43 weiblich, zusammen 98 Personen. - Anbaufläche: 453 Hektar |