Im Adressbuch des Kreises Teltow des Jahres 1927 steht als Vorwort zu diesem Ort geschrieben: Hart an der Grenze zwischen Geschiebemergel und Wiesengelände gelegen, einer leichten Bodenwelle angeschmiegt, führt die Dorfstraße entlang. Trotzig blickt die in ihren ältesten Teilen sicher aus der askanischen Kolonisierung des 13. Jahrhunderts stammende wehrhafte Kirche mit ihrem breiten, satteldachgekrönten Turm hernieder. Das Innere hat in dem formenreichen barockenen Kanzelaltar von 1718 einen besonderen Schmuck. - 1375 wird im Landbuch Kaiser Karl IV. berichtet, daß das Dorf mit 57 Hufen ausgestattet wurde, deren Abgaben aber in 9 verschiedene Hände gelangten~außerdem standen auch dem Schloß "Wusterhausen" Geldzahlungen, Dienste und Naturalleistungen zu. Im Jahre 1430 zeigen sich vollständig umgewandelte Verhältnisse. Der Cöllner Bürger Benedikt Birckholtz bezog um diese Zeit den größten Teil der Einkünfte allein. 1440 stand der Frau des Berliner Patriziers Krewitz die Nutznießung an Renten und Zinsen aus Selchow zu. 1472 befand sich Hans Krewitz im Besitz beträchtlicher Verschreibungen, bis wir 1474 erfahren, daß die v. Liepe mit den gesamten Diensten belehnt wurden~daneben standen freilich noch die Berliner Stobants und Hoppenrades im Genuß einiger Einkünfte. Die drei Gutsanteile wechselten in der Folgezeit häufig ihre Besitzer, von denen wohl die v. Bardeleben den größten Einfluß ausübten, 1624 einen großen Teil des Hufenlandes aufgesogen hatten und sich lange über den Dreißigjährigen Krieg hinaus, bis 1740, behaupteten. Den Bauern und Kossäten war es in dieser Zeit schlecht ergangen~Kaspar Mittelstraß war der einzige überlebende Bauer, und von den Kossäten hatten sich auch nur 2 auf ihren Höfen halten können. Von dem v. Bardeleben erwarb Friedrich Wilhelm I. das Gut und fügte es seiner Herrschaft Wusterhausen an. Zur Zeit der Franzosenherrschaft vor den Befreiungskriegen, als Preußen am Rande des Unterganges war, neben vielen anderen Gütern auch Selchow veräußert werden mußte, kam das Gelände 1811 an den ehemaligen Erbpächter Friedrich Schneider~1890 erwarb die im Teltow bekannte Familie Neuhauß das prächtige Gut. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 124 männlich, 150 weiblich, zusammen 274 Personen. - Anbaufläche: 412 Hektar (siehe auch besondere Tabelle im IV. Teil). - Eisenbahnstation: Kleinbahnstrecke Neukölln-Mittenwalde. - Postanstalt bzw. Postanschrift: Mahlow (Bez. Potsdam). - Gutsbezirk Selchow. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 127 männlich, 114 weiblich, zusammen 241 Personen. - Anbaufläche: 352 Hektar |