Im Adressbuch des Kreises Teltow des Jahres 1927 steht als Vorwort zu diesem Ort geschrieben: Hörigkeit der Bewohner zur Herrschaft Zossen, Untertanspflichten dem schloßgesessenen Geschlecht derer v. Torgau und ihrer Nachfolger gegenüber, die seit den Tagen unserer frühesten Geschichte auf der Notteburg hausten, hemmten fast jede freie Entwicklungsmöglichkeit und ließ einen freien Bauernstand kauf aufkommen. Mit dem Aussterben der sächsischen Adelsfamilie gelangte 1490 mit der gesamten Herrschaft auch das jedenfalls durch Slawen gegründete Dorf an Brandenburg. 32 Hufen umfaßte die Gemarkung, deren Acker vom Lehnschulzen und 14 Hüfnern bewirtschaftet wurden. Sie hatten alle dem Amtshauptmann in Zossen zu dienen und mußten nötigenfalls auch bei Wege- und Dammbauten helfen. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gingen sämtliche Kossätenhöfe ein, während sich von den Hüfnern 8 halten konnten. Die auf Gallun ansässigen Thümens besaßen außer der Wassermühle (Motzenmühle) "den Unterthanen gleich" die Fischerei im See. Die Mühle scheint schon 1430 bestanden zu haben, denn es wird in diesem Jahre eine Stiftung von zwei Altären durch die Torgaus in der Zossener Kirche erwähnt, die mit Einkünften aus der "mule czu Motzen" ausgestattet wurden. Wenn auch in einem amtlichen Bericht von 1703 der Acker als "schlecht und sandigt" bezeichnet und außerdem gesagt wird, daß "sich die Unterthanen von der Hirse ernehren" müssen, so war ihnen doch andernteils erlaubt, die zu ihrer Nahrung notwendigen Fische im See zu fangen. Zur Zeit Friedrichs des Großen lagen noch große Ackerstrecken wüst, deren Bewirtschaftung nicht lohnte. Aber gerade dort entstanden später die ausgedehnten Ziegeleien, die für die Entwicklung des Dorfes nicht ohne Bedeutung blieben~hob sich doch die Einwohnerzahl von 267 um 1860 auf 683 im Jahre 1900. Auch in wissenschaftlicher Hinsicht boten die - jetzt aufgelassenen - Gruben interessante Einblicke in frühere Erdentage. Es konnte dort nachgewiesen werden, daß in der letzten Interglazialzeit - also vor mehr als 30000 Jahren - schon eine Pflanzenwelt unsere Heimat belebte, die der heutigen überaus ähnlich war. - Die Kirche entstammt der Zeit Friedrichs des Großen~sie wurde um 1755 an Stelle eines alten Holzbaues aus dem Ende des 14. Jahrhunderts errichtet. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 319 männlich, 342 weiblich, zusammen 661 Personen. - Anbaufläche: 1378 Hektar. (siehe auch besondere Tabelle im IV. Teil). - Nächste Eisenbahnstation: Motzenmühle, Kleinbahnstrecke Zossen-Königswusterhausen-Mittenwalde-Tröpchin. - Postanstalt bzw. Postanschrift: Motzenmühle (Kr. Teltow). |