Im Adressbuch des Kreises Teltow des Jahres 1927 steht als Vorwort zu diesem Ort geschrieben: Es muß ein tolles Rennen nach Landgewinn zur Zeit der Besitzergreifung slawischer Länderteile durch die Deutschen gewesen sein. Die Askanier kamen vom Westen, die Meißener Kirchenfürsten vom Süden her. Daraus läßt sich erklären, daß auch Randgebiete des eigentlichen Teltows in den Besitz der sächsischen Herren v. Torgau gelangten, die noch im späteren Mittelalter dem Bistum Meißen in kirchlicher Hinsicht unterstellt waren~so auch Kerzendorf. Wir haben es hier mit einer deutschen Gründung zu tun, die ursprünglich - wohl nach einem um die Anlegung des Dorfes besonders bemüht gewesenen Manne namens Christian - Christiandorf hieß. Da das Dorf anfangs nicht zur eigentlichen Mark gehörte, finden wir seine erste urkundliche Erwähnung auch erst verhältnismäßig spät. 1413 erhalten die Torgaus, nachdem sie sich dem ersten Hohenzollern angeschlossen hatten, von diesem die Belehnung mit dem Dorfe "Kertzindorff" und behielten es bis zu ihrem Aussterben. Von ihren Untervasallen Friedrich und Heinrich Guntz gingen Einkünfte und bestimmte Gerechtsame am halben Dorf zu Beginn des 16. Jahrhunderts an Otto v. Schlieben und 1523 an Hans v. Schlabrendorf-Schloß Beuthen über. Die andere Hälfte des Dorfes, ebenfalls mit Zinsen und Diensten, besaßen die v. Zycker. Vor dem Dreißigjährigen Kriege zählte der Ort 14 Hüfner, 2 Kossäten, 1 Schmied und 1 Hirten, die nach den Wirren auf 6 Hüfner zusammengeschmolzen waren. 1677 kam der v. Zyckersche Gutsanteil a Melchior Heinrich v. Thümen auf Stücken, der ihn auf seinen Sohn, den Generalleutnant Friedrich Christoph, vererbte. Von dessen Erben gelangte er an Ernst v. Schlabrendorf zu Siethen, der bereits seit einigen Jahren den anderen Teil von Kerzendorf besaß und nun - 1756 - das ganze Dorf an den Oberhofmeister v. Dorville verkaufte. Spätere Besitzer waren v. Medem, v. Quistorp, Graf v. Königsmark~letzterem kaufte es der Berliner Bankier Schwabach ab. Am 22. August 1813, als ein schweres Gefecht am Wietstocker Damm entbrannte, spielten sich diese Kämpfe zum großen Teil auf Kerzendorfer Gemarkung ab~Erinnerungssteine und Gräber zeugen noch heute außer der Schanzanlage von dem schweren Ringen, das General v. Oppen und seine Getreuen mit Teilen des 7. französischen Armeekorps zu bestehen hatte. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 105 männlich, 110 weiblich, zusammen 215 Personen. - Anbaufläche: 486 Hektar. (siehe auch besondere Tabelle im IV. Teil). - Nächste Eisenbahnstation: Ludwigsfelde, Fernstrecke Berlin (Anh. Bhf.)-Luckenwalde-Jüterbog. - Postanstalt bzw. Postanschrift: Ludwigsfelde. - Gutsbezirk Kerzendorf. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 74 männlich, 63 weiblich, zusammen 137 Personen. - Anbaufläche: 403 Hektar. |