Im Adressbuch des Kreises Teltow des Jahres 1927 steht als Vorwort zu diesem Ort geschrieben:
Am 13.Dezember 1924 ist auf Antrag der Landgemeinde Nowawes durch Verordnung des preußischen Staatsministeriums die Annahme der Städteordnung gestattet worden. Es ist der Geburtstag der Stadt Nowawes. Einen weiten Weg müssen wir zurücklegen, um einigermaßen klar die Anfänge des Werdeganges dieses jüngsten Städtewesens betrachten zu können. Im Landbuch Karls IV. - 1375 - finden wir NUGGENDORF im Besitz des Burgherrn von Kleibeuthen, Henning v. Gröben. Neun Hufen Land umfasste die Feldmark und muss daher der Ort von seiner Gründung an, die durch deutsche Kolonisten im 13. Jahrhundert erfolgte, eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Potsdam hatte kaum eine Bedeutung zu jener Zeit, viel weniger der noch kleinere Ort an der Nuthe. Wie unscheinbar Neuendorf zu der Zeit gewesen ist, wird recht eigentlich klar, wenn man den Bethlehem Kirchplatz umwandert. Das ist die Keimzelle der jetzigen Stadt. Erst als Potsdam als Paßort und später als bevorzugter Sommersitz der Hohenzollern an Ansehen gewann, erhielt Neuendorf Aussicht auf neue Lebensmöglichkeiten. Dem Amte Potsdam unterstellt, teilte es viele Nöte mit diesem. Nach dem dreißigjährigen Krieg finden wir das Dorf aus siebzehn Gehöften bestehend, die kaum über die uralte Rundlingsform der ersten Gründung hinausreichten. Ein vollständiger Wandel der örtlichen Verhältnisse setzte im Jahre 1750 ein, als Friedrich der Große auf dem "Babelsbergfeld", einer wüsten Sandscholle nördlich des alten Dorfes, eine Kolonie für tschechische Weber anlegen ließ. Nowawes, in Anlehnung an den Namen Neuendorf so benannt, bot den ihres Glaubens wegen ausgewanderten Böhmen wohl Unterkunft, aber geringen Verdienst. Mißmut und Religionsstreitigkeiten schürten die Unzufriedenheit, so das der alte Fritz wenig Freude an der neuen Gründung hatte. Unter seinen Nachfolgern war es kaum anders, denn die Not der Weber war groß. Ein merklicher Aufschwung ist erst seit dem Jahre 1863 zu verzeichnen, als hier die erste Fabrik entstand, die Baumwollspinnerei. Im selben Maß, wie immer neue Anlagen gegründet oder hierher verlegt wurden, wuchs auch die Einwohnerzahl und die Verdienstmöglichkeit der Bewohner bis in die jüngste Zeit. Dafür ist aber die Zahl der Webstühle im Hausgewerbe ständig zurückgegangen. Selten schallt das Klappern heute noch auf die Straßen, welches anzeigt, das da oder dort noch einer von der alten Zunft das Schiffchen laufen lässt. Im Jahre 1907 hat das alte Neuendorf aufgehört, nach dem Namen zu bestehen. Nowawes war seiner Mutter über den Kopf gewachsen und gab ihr nun seinen Namen. Aus dem stillen Dorf an der Nuthe und der böhmischen Kolonie ist ein Ort entstanden, der ganz das Gepräge eines Berliner Vorortes besitzt, wo großstädtische Käufer und Industriebauten sich eingeschoben haben zwischen die kleinen einstöckigen Häuser der Weber und sie mehr und mehr verdrängen. Einwohnerzahl nach der letzten Volkszählung 1925: 12619 männlich, 14145 weiblich, zusammen 26764 Personen. Anbaufläche 721: Hektar. Eisenbahnstation: Vorortstrecke Berlin (Wannseebahn und Stadtbahn) - Potsdam.
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