Ortsverzeichnis


Angaben zum Ort
GOV IDTEMLINJO63RC
NameTemplin
TypStadt (Siedlung)
Stadt-/LandkreisTemplin
gehört zuTemplin (TEMLINJO63SC), Templin (object_167074)

Kreisadressbuch Templin 1925/26
Branchenadressbuch Groß Berlin und Brandenburg
aufgenommen am: 03.12.2021
© Henkel, Norbert

Für diesen Ort wurden folgende Beschreibungen gefunden.

Adreßbuch des Kreises Templin 1925/26:

Geschichtliches der Stadt Templin

Wenn wir nach der Bedeutung des Namens der Stadt fragen, stehen wir gleich vor dem ersten Rätsel. Niemand weiß ihn befriedigend zu erklären. Das Naheliegendste wäre, ihn mit dem Tempelritterorden in Verbindung zu bringen, und das ist in der Tat oft und erst kürzlich noch von recht autoritativer Stelle geschehen. Sieht man aber näher zu, so scheitert dieser Versuch an der Tatsache, daß bisher nirgends eine Spur davon zu finden gewesen ist, daß jener Orden in dieser Gegend der Mark gewirkt habe. Das Wort ist sicher, wie auch der Name Berlin, wendischen Ursprunges, aber auch in dieser Sprache noch nicht befriedigend erklärt.

Alte Aufzeichnungen besitzt die Stadt nicht, wenigstens keine, die über das Jahr 1700 zurückgehen; sie sind alle in den großen Bränden von 1618 und 1735 vernichtet worden. Und doch stehen uns Zeugen zur Seite, die mehr zu sagen wissen als alles Geschriebene: die Baudenkmäler der Stadt; wir werden sie mehrfach befragen.

Wenn wir zum Berliner Tor eintreten und  uns an der Mauer entlang links wenden, so erblicken wir vor dem 3. Halbturm, Wiekhaus genannt, in Höhe von 2 Mtr. über dem Erdboden einen ausgehöhlten Stein, eine alte Mühle, in denen unsere deutschen Vorväter Jahrhunderte vor Christi Geburt bereits die Körnerfrüchte zerkleinerten. Sie haben uns ihre Visitenkarte in jenem Mahltroge hinterlassen und damit sie nicht verloren gehe, haben die Erbauer der Stadtmauer sie unverlierbar fest eingefügt. Sie gibt uns unwiderlegliches Zeugnis davon, daß an der Stelle, wo heute unsere Stadt steht, schon in uralter Zeit eine Siedlung gewesen ist.

Später saßen hier Wenden. Sie hatte der Fischreichtum der Seen und besonders des Wassersturzes an der Barre, an der heute die Stadtmühle steht, angelockt. Geschützt durch riesige Wälder ringsum und durch einen Kranz von Seen und sumpfiger Wiesen, saßen sie hier auf dem Hügel trocken und sicher, bis die Fehden der Pommern, Mecklenburger und Askanier das Idyll störten.

Einer großen Zeit verdankt die Stadt ihre Entstehung, so merkwürdig dies klingen mag: der imperialistischen Politik König Waldemars II. von Dänemark, der darauf ausging, die ganzen Küstenländer der Ostsee unter sein Szepter zu bringen. Die Askanier durchkreuzten seine Absicht und damals verdrängten Pommern und Dänen die Wenden vom Hügel, der heute die Stadt trägt, und legten auf dem Eichwerder eine Burg an. Das war 1215. Seitdem bildete der Platz den Streitgegenstand zwischen Pommern und Askanier. Die Brandenburger paßten im besten Hause in Vietmannsdorf, nur wenige Kilometer von Templin entfernt sitzende, die günstige Gelegenheit ab und besetzten nach 1236 den Ort, der nun Ausgangspunkt ihres Vorgehens gegen Prenzlau hin wurde. 1250 erwarben sie bereits das Sumpfland der Randow jenseits von Prenzlau dazu, das damals Uckermark hieß.

Der Platz wurde mit deutschen Bürgern besiedelt und erhielt 11270 Wall und Graben. Nun entwickelte sich die Stadt in kürzester Zeit zu einer Bedeutung, die sie unter die wichtigsten Städte der Provinz Brandenburg einreihte und die ihr den Reichtum an Wäldern, Seen und Feldern brachte, der die Stadt noch heute vor allen anderen auszeichnet.

Kein Wunder, daß bald Pommern, Mecklenburger, ja selbst Dänen um die Gunst der Stadt warben und daß der "falsche Waldemar" Wert darauf legte, hier gerade Anerkennung zu finden. In diesen Wirren und Kämpfen gingen Stadt und Land der Mark verloren. Erst Friedrich von Hohenzollern gelang es 1420 durch den Sieg von Angermünde, Templin endgültig mit der Mark zu vereinigen.

Nun kamen ruhige Zeiten für die Stadt. Die Reformation bereicherte ihren Besitz. Da vernichtete eine furchtbare Feuersbrunst im Jahre 1618 alle Habe und Häuser der Bürgerschaft. Und als sich Templin eben von diesem Schlage erholte, warf der 30jährige Krieg sie wieder ins Elend zurück durch Plünderungen und durch die fürchterliche Pest. Noch heute findet man bisweilen Knochenreste von Menschen, die damals, oft sogar noch lebend, aber pestverdächtig, eingemauert und in Sandstürzen erstickt worden sind.

Und wieder hob sich nach Krieg und Seuche in zähem Lebenswillen der Bewohner das Gedeihen auf der alten liebgewordenen Scholle. Die Fürsorge des Großen Kurfürsten und Friedrich Wilhelm I. zog aus Frankreich durch Glaubensvertriebene neue Gewerbe auch in unsere Stadt. Und wieder legte Feuer 1735 alles mit Fleiß Aufgebaute in Asche.

Das Elend war so groß, daß nur Königliches Gebot die Leute an die Heimaterde fesselte. Aber der König hielt sie nicht nur, er baute ihnen neu auf, was sie verloren, und die Arbeitsamkeit der Bürger half mit. Nach 10 Jahren stand die Stadt wieder aufgebaut, sicherer als zuvor, denn innerhalb des Mauerringes gab es kein Strohdach mehr.

Wieder ruhige Zeiten: auch der 7jährige Krieg richtete keine großen Schaden hier an. Erst 1806 lernte man die Härten feindlicher Invasion erneut kennen. Als dann die Stunde der Freiheit schlug, meldeten sich  die Söhne der Stadt zur Fahne, brachte die Bürgerschaft ihre Opfer für die große Sache des deutschen Vaterlandes wie irgend sonst wo.

Aehnlich stiefmütterlich kam Templin beim Ausbau des Eisenbahnnetzes davon. Noch heute führt keine Hauptlinie über unsere Stadt.

Ein Gang um die Stadt.

Wenn wir vom Hauptbahnhof kommen, so führt uns eine mit schönen alten Linden bestandene Allee am Birkenwäldchen, das zur linken liegt zur Stadt. Mehrfach bietet sich wiederum links ein Ausblick auf die im frischen Grün prangende Niederung, durch die der Templiner Kanal läuft, und auf den dahinter liegenden wundervollen Stadtpark. Nach 10 Minuten erreichen wir rechts den städtischen Friedhof.

Wir betreten ihn durch den Haupteingang am Inspektor-Hause, gehen vorbei an den beiden alten Kiefern am Rande der Abteilung D und biegen hinter dem ersten Laubbaume links in die Gräberreihe ein auf das eckig geformte Kreuz zu, das von 3 Orden verziert wird. Hier ruht eine Heldin der großen Zeit der Freiheitskriege 1813 bis 1815, Friederike Köhler geb. Krüger, im Doppelgrabe mit ihrem Gatten, dem Obersteuerkontrolleur Karl Köhler. Als Tochter eines Ackerbürgers 1789 in Friedland in Mecklenburg-Strelitz geboren, trieb sie der "tiefe Franzosenhaß", den die Tyrannei der Sieger von Jena ihr eingeflößt hatte, zur Fahne, als 1813 der Aufruf des Preußenkönigs erging. Als Freiwilliger Krüger trat sie beim Kolbergschen Grenadierregiment Graf Gneisenau ein, nahm an der Belagerung von Stettin und an der Schlacht bei Großbeeren teil, bei beiden Gelegenheiten wegen ihrer unerschrockenen Kühnheit bewundert. Bei Dennewitz schwer an Fuß und Schulter verwundet, trat sie, kaum geheilt, und obgleich ihr Geheimnis jetzt verraten war wieder  bei ihrem Regiment in Holland ein und nahm an allen Kämpfen bis 1815 teil Noch auf dem Schlachtfelde von Dennewitz war sie wegen ihrer Tapferkeit zum Unteroffizier befördert worden; im Lazarett in Berlin hatte ihr dann Friedrich Wilhelm III. persönlich das Eiserne Kreuz überreicht. Als sie 1816 nach der ehrenvollen Entlassung aus dem Heere den Obersteuerkontrolleur Köhler heiratete, führte der König persönlich ihr in der Garnisonskirche zu Berlin den Gatten zu. Am 31. Mai 1848 ist sie in Templin verstorben. Das Grabkreuz stiftete Friedrich Wilhelm IV.; die oben abgebildeten Orden sind das Eiserne Kreuz, die Kriegsdenkmünze von 1813-15 und der russische St. Georgs-Orden für Tapferkeit vorm Feinde.

Wir folgen der Bahnhofstraße weiter und gelangen zur Brücke über den alten Wallgraben. Er bildet heute fast den einzigen Ueberrest der einstmals imposanten Ringwallanlage, die die ganze Stadt umgab. Es waren Doppelwälle, zwischen denen der Graben floß, und dieser konnte wahrscheinlich durch eine Stauanlage hochaufgestaut werden und hatte Verbindung mit dem Ratsteiche am Prenzlauer Tor. Schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat man begonnen, die Anlage einzuebnen. Heut ist das Zerstörungswerk nahezu vollendet, und es gehört ein geschultes Auge dazu, die alte Anlage stellenweise noch zu erkennen.

Vor uns reckt sich jetzt der trotzige Torturm des Berliner Tores auf, - trotzig, als wolle er Einspruch dagegen erheben, daß die brandenburgischen Landesherren diese Toranlage als die ihnen zugekehrte nur schwach ausbauen ließen. Die beiden anderen Tore hatten starke Vortore, dieses hier nicht. Der Berliner Tor-Turm ist der schönste, höchste und besterhaltene; seine Bauart ist ebenmäßig und künstlerisch einwandfrei, das reifste Bauwerk unserer Stadt.

In riesigem gotischen Bogen von 15 Mtr. lichter Höhe etwa erhebt sich auf mächtigen Backsteinpfeilern die Vorlage, die oben den zinnengeschmückten Balkon trägt Zwischen Vorlage und Turm geht eine Rinne bis oben durch; in dieser Nute lief das Fallgatter, durch das das Tor geschlossen wurde. Das Gatter war unten aus starken Balken, die auf dem Erdboden aufsaßen, - die Nute schloß ein Stück über dem Erdboden ab, - der oberste Teil des Gatters war durchbrochen, sodaß es zwar den Verteidigern Schutz bot, aber doch das Durchschießen und Durchstechen ihnen gestattete. Der Turm ist nach der Feldseite fast fensterlos; er trägt nur einen schmalen Schlitz, der sich im Innern schräg erweitert. Erst dicht unter dem Balkon öffnen sich zwei Luken, durch die die Seile zur Führung des Gatters liefen.

Der Pfeiler der Vorlage sind verziert durch je eine Blende, die die halbe Höhe einnimmt und durch 2 Blendenpaare in der Höhe des Spitzbogens; sie lassen die Vorlage noch gewaltiger erscheinen, als sie ist, und bringen die gotische Idee des Aufstrebens in echt märkischer Art zu wunderbarem Ausdrucke. Ihre weißen Felder in Verbindung mit der Umrahmung der Luken und mit den Blenden der Balkonzinnen schaffen wohltuenden Wechsel zu dem eintönigen Rotbraun der fensterlosen Fassade.

Der Giebel blickt zur Feld- und Stadtseite hin. Nach der Feldseite trägt er, umrahmt von Blenden, rechts ein Fenster, links die Tür vom Giebelraum zum Balkon. Je 2 einfache Türmchen – Fialen – mit schlichten Spitzen, Riesen genannt, schmücken ihn. Die Spitze bildet eine flache Fiale; darunter befindet sich eine lukenartige Blende, die früher vielleicht offen war und als "Lug ins Land" gedient hat.

Gehen wir durch das Tor und wenden uns um, so sind wir erstaunt, ein völlig anderes Bauwerk zu finden. Hier ist die außen einfache Fassade aufs reichste gegliedert. Strebende und Horizontale lösen sich in stetem Wechsel ab, die Herbheit der Feldfront ist einer formen- und linienreichen Gliederung gewichen. Ueber dem gotischen Torbogen wird der Beginn des Turmes durch ein breites Querband betont, das gewissermaßen Mauer mit Mauer verband und den Feldstein-Unterbau abschloß. Auf dem Bande bauen sich rechts und links je 2 mächtige Blenden über die ganze Turmhöhe auf bis zum Giebelansatz, der wieder durch ein Querband betont ist. Sie rahmen die 3 Fensterdoppelpaare ein, die in gemeinsamen Spitzbogen stehen. Die Paare im 1. und 3. Stockwerke sind gleich; ihre Bogen sind durch einen Spitzbogen verbunden, der aus der Spitze jedes Fensters herauswächst; die Fenster in der Mitte wechseln mit ihren kreisförmigen Blenden ab. Wirkungsvoll sind beide Fensterreihen geschieden durch eine durchlaufende schlichte, eckig endigende Blende, die nichts weiter zu wollen scheint, als nur zu trennen, und die doch gerade das Strebende wieder betont. Den Giebel zieren 7 Blenden, die 3. und 5. tragen Luken. Je 3 Fialen und eine Spitzenkugel schmücken das Dach. Noch weniger als in der Front werden wir uns hier eigentlich der Disharmonie der Maße von Breite und Höhe des Bauwerks, das doch immerhin 22 Mtr. erreicht, bewußt. Und doch lag diese Gefahr von dem Augenblick an nahe, wo der Eigensinn der Stadtväter vor 50 Jahren trotz aller Abmahnungen der ersten Baufachverständigen der Mark den neben dem Turm stehenden Durchfahrtsbogen niederriß und die Lücke offen ließ. Das Ueberflüssige dieses Beginnens hat nachher die Tieferlegung der Straße im Turmbogen um etwa ½ – 1/3  Mtr. bei der Umpflasterung bewiesen: sie trug dem Verkehrsbedürfnis der neuen Zeit bis heute hinreichende Rechnung.

Man beachte noch links neben der Stadtseite des Tores die auf der Mauer stehenden alten Zinnen. Sie sind die einzigen in der ganzen Mark, die aus dem Mittelalter unversehrt auf uns gekommen sind, und lehren den Baufachmann die Technik des Zinnenaufsetzens auf alte Mauern. Sie genießen daher den ganz besonderen Kulturschutz der Behörden.

Wir wenden uns nun vom Tore, von der Stadtseite gesehen, rechts in die Mauergasse, der wir folgen. Das Pflaster ist schlecht. Zunächst sehen wir nach wenigen Schritten einen halbrunden Mauerausbau, Wieckhaus oder Weichhaus genannt. Die Annahme, daß die Bezeichnung mit "weichen, ausweichen" zusammenhänge, ist falsch. Es ist zwar richtig, daß die Stadt früher einen hölzernen Wehrgang etwa 1¾ Mtr. unter der Mauerkante gehabt hat, aber solche Wiekhäuser finden sich auch in Städten, die nachweislich keinen Wehrgang hatten, also auch keine Ausweichstellen brauchten. Das Wort erklärt sich aus einem Stamme, den wir in dem deutschen Vornamen Victor und dem Familiennamen Wiegand haben; sie bedeuten "Kämpfer, siegreiche Kämpfer". Wiekhaus ist also Kampfhaus, Kampfturm, und damit ist seine Verwendung erklärt.

Zwischen dem 2. und 3. Wiekhaus in der Mitte haben wir den auf Seite 3 bereits erwähnten alten Mahltrog.

Dem Zuge der mauer folgend, gelangen wir zum Töpfertore, das uns einen Ausblick auf die Gärten und Wiesen gestattet, vorbei an einer kleinen Gartenpforte hinter dem 4. Wiekhause zu einem sehr schön ausgebauten Wiekturm, dem vorletzten vor dem bereits sichtbaren Mühlentor. Aus dem Feldsteingemäuer steigt ein Backsteinbogen in schöner gleichmäßiger Rundung mit der typischen Querblende; zwei starke Eckpfeiler, als Balkenauflagen dienend, und 3 Zinnen wachsen aus ihm heraus. Das Mauerwerk zeigt etwa 2 Mtr. über dem Boden einen Absatz; auf ihm ruhte das Gebälk und Bretterwerk des ersten Kampfbodens, zu dem eine Leiter von der Mauergasse aus führte 2 Mtr. darüber, also 4 Mtr. über der Erde, trug ein zweiter Mauerabsatz abermals einen Kampfboden, zu dem der Wehrgang Zutritt bot. Vom unteren Kampfboden aus sind Scharten durch die Mauer gebrochen, oben sind Zinnen aufgesetzt; genauere Beobachtung an vielen Stellen führt zu dem Schluß, daß die Mauer erst nachträglich eine Backsteinkrönung mit Zinnen erhalten hat, gleichzeitig mit den Backsteinbogen, während anfangs die Verteidiger nur von den Wiektürmen aus geschah. Uebrigens waren die Wiekhäuser wie auch der Wehrgang gedeckt durch Holzdach gegen die Pfeile und Schleuderspieße, sowie Pechbrände der Stürmenden. Die Mauer muß mit ihrem gleichmäßig verlaufenden Hochsaum und dem spitzig herausstehenden Turmdächern einen hübschen Anblick gewährt haben.

Von hier aus wenden wir dem Mühlentore zu. Auf der uns zugekehrten Seite sehen wir den gotischen Bogen einer Tür: sie bildete früher die Verbindung von Torturm und Wehrgang, findet sich aber nur an diesem Tor; die beiden anderen standen isoliert.

Die Stadtseite des Tores zeigt uns zwei Stockwerke. Der Torbogen wird oben abgeschlossen durch vorragende Backsteine. Darüber läuft ein Band von gemusterten Tonplatten durch. Neben den Fensterpaaren steht je eine breite Blende, die links noch breiter ist als rechts. Diese Blenden wiederholten sich im oberen Stockwerk, das übrigens nur ein Fensterpaar trägt. Die Architektur der Fenster ist dieselbe wie die am Berliner Tor. Sonst haben beide Tore wenig gemeinsam: man beachte nur den Unterbau. Es fehlt dem Mühlenturm ganz die Strebende, die Horizontale wiegt über; das gibt dem ganzen Bau, der an sich nur wenig niedriger ist als der andere Turm, den Anschein des Gedrückten, Unentwickelten. Die Fialen des Stadtgiebels sind doppelt; die 4 Blenden tragen 2 Luken und 2 Scheinluken. Auch das sticht merklich ab von dem zierlichen Aufbau am Berliner Tor.

Unterm Tor durchgehend, sehen wir, daß die Nute der Vorlage durchläuft, die Vorlage also keinen Balkon trägt, obgleich er architektonisch nach außen genau wie am Berliner Tor markiert ist. Auch auf der Feldseite ist die Bauart gröber als die am Berliner Tore. Die große Blende trägt nur eine Luke für die Seile des Fallgatters, falls das nicht aus den Giebelluken bedient wurde. Der Giebel zeigt 4 Fialen jederseits und Mittelquerspitze. Die Mittelquerspitze der Stadtseite hat ein Storchenpaar sich als Heimstätte seit Menschengedenken alljährlich gewählt. Die Pfeiler der Vorlage sind kahl, sie zeigen erst in Bogenhöhe Doppelblende. Dafür trägt aber der Turm selbst in gleicher Höhe noch je eine Blende. Die den Wiektürmen zugekehrten Seitenscharten sind vermauert.

Auch neben diesem Tore von der Feldseite links befand sich bis 1872 ein gotischer Durchfahrtsbogen in der mauer, der im Volksmunde "Waldemarsbogen" hieß. Die Stadtchronik meldet, daß solche Bogen errichtet wurden, weil die Tortürme, durch die der falsche Waldemar in die Stadt eingezogen war, zugemauert werden mußten. Die Forschung muß auch diese Sage berichtigen. Die Bogen wurden gebaut, weil die Durchgänge der Türme sich 1735 beim Brande als unzureichend herausgestellt hatten. Zeitweilig sind später allerdings die sehr baufälligen Türme außer Verkehr gesetzt worden durch Zumauern. Sie wurden erst 1820 wieder geöffnet und dem Verkehr übergeben.

Im übrigen birgt die ganze Mühlenanlage viel historisch Interessantes. Auch Teile des Vortores stehen noch auf der Mühlenseite, während sie rechts zum Mühlenteich hin dem Verkehr schon vor mehr als 100 Jahren zum Opfer gefallen sind. Die alte Anlage, die durch einen Turm beherrscht wurde, ist noch gut zu erkennen. Bei einer Hochwasserkatastrophe, deren unsere Stadt viele erlebt hat, ist der Turm 1574 fortgerissen worden. Im Innern ist fast alles noch unverändert, auch der alte, noch etwas rätselhafte Keller, Man hat bei alledem vor allem zu beachten, daß die Straße hier etwa 1.20 Mtr. aufgehöht werden mußte, da sie früher zu steil war.

Wir folgen nun der Mauergasse weiter und treffen das zweite Wiekhaus glatt vermauert: ein Zeichen mangelhafter Fürsorge für das alte Baudenkmal, das die Stadtmauer darstellt, in vergangenen Zeiten. Die Fundamente der Mauer  sind nämlich außen durch Erderschütterung v. ca. 1 Mtr. Höhe gedeckt; sie sollte der Mauer Halt geben u. die Fundamente gegen Untertunnelung seitens der Angreifer schützen. Durch solche Tunnel gelangte dann der Feind in die Stadt oder legte Bresche.

Weiter gelangen wir zu dem einzigen viereckig gebauten Turm, der vielleicht an Stelle eines eingestürzten oder eingeschossenen Wiekturmes in alter Zeit errichtet worden ist. Sein Zugang war nur vom Wehrgange aus in 3½ Mtr. Höhe. Die mauer selbst ist hier auf der vom Wasser geschützten Seite ja überhaupt viel niedriger als auf d. Feldseiten. Hier war die Stadt direkt uneinnehmbar.

Der Weg geht vorbei am Nottore, d. h. an einem für Feuersnot zum Wasser gebrochenen Tore – es stammt aus dem Jahre 1820 erst, - zum Schultore, dem geschmackvollsten Durchbruche der Mauer, deren Krone unterwölbt ist, während der Fußgängersteig durch das Wiekhaus führt. man trete hier etwa 20 Schritte auf dem Fahrwege hinaus und betrachte die Straße mit der Kirchturmsilhouette, im Rahmen des Tores: ein Bild von stiller Schönheit. Es erschien auf den 25-Pfg.-Scheinen des Templiner Notgeldes und machte den Schein bei Sammlern so beliebt daß diese Scheine zum vielfachen ihres Nennwertes gehandelt wurden.

Im Zuge der Probsteistraße treffen wir dann auf einen wenig geschmackvollen modernen Durchbruch; die Schilderhäuser in ihrem unpassenden Anstriche gaben anfangs sogar zu Beschwerden aus der Bürgerschaft beim Regierungspräsidenten Anlaß. Weiter führt uns die Gasse zum Wassertor, dem Durchbruche, den der alte Fritz hat anlegen lassen nach dem großen Brande, weil Wassermangel und schlechter Zugang zum See die Löscharbeiten unmöglich gemacht hatten. Wie auch das vorige Tor führt dieses zum Eichwerder.

Nun steigt die Mauer recht steil empor zum Prenzlauer Tore, einer sehr interessanten Anlage, die wieder ganz anders ist als die beiden anderen und sich recht gut erhalten hat seit dem 14. Jahrhundert. Sie stellt ein Doppeltor dar, d. h. sie besteht aus einem Torturm wie die anderen und einem Vortor. Beide Baulichkeiten sind verbunden durch 2 Seitenmauern, wobei das heute vorhandene Dach für die damalige Anlage wegzudenken ist; den so entstehenden Zwischenraum nennt man Zwinger. Zweck der Anlage war folgender. Wenn der Feind das Vortor (Flügeltore schloßen es), eingedrückt hatte und gegen den Turm anstürmte, so geriet er in Kreuzfeuer vom Turm und von dem ersten Stockwerke des Vortores und wurde dort "niedergezwungen"; daher der Name.

Das Vortor hatte doppelte Durchfahrt, doch ist die linke heute zugemauert und dient als – Leichenkammer. Der Oberstock, der das Stadtarchiv birgt, zeigt nach der Feldseite nur Blenden, nach der Stadtseite zwar späte, aber geschmackvolle Fensterdurchbrüche. Hier ist also viel geändert. Der Giebel nach der Seeseite zeigt in stark vorgelegtem Backsteinmauerwerk den Abstieg vom Oberstock mit Scharte. Der Giebel steht fast senkrecht zu dem des Haupttores und ist reich gegliedert, aber ungleich in der Anlage. Uebrigens muß das Dach, wie die Giebel zeigen, früher höher gelegen haben.

Der Torturm ist wesentlich anders als der der beiden anderen Tore, doch steht seine Bauart dem Mühlentore näher als dem Berliner. Die Seitenwände sind bis zum Oberstock aus Feldstein; auch die Feldwand war es, ist aber später stark mit Backstein nachgebessert, sehr wenig zum Vorteil des Bauwerkes. Ganz merkwürdig ist die Fensteranlage nach dem Felde. Die Stadtseite ist ganz aus Backstein ausgeführt. Die Vorlage für das Fallgatter reicht nur bis über den ersten Stock, ist also unentwickelt geblieben. Ebenso mangelhaft durchgeführt ist der ganze Baugedanke auf der Stadtseite; eine höchst primitive Kunst Nur im oberen Stock stehen zwei Fensterpaare, die durch eine spitzbogig endigende kurze Blende geteilt sind; ein Querband über und unter dem Stock lassen kein gotisches Strebewerk aufkommen. Auch hier drängt sich der Vergleich zum Berliner Tore auf. Im unteren Stock herrscht die breite Mittelblende vor; daß ihr Pfeiler rechts nicht durchgeführt ist, verstärkt den Eindruck der Plumpheit, den auch die 3 Seitenblenden nicht mehr mildern können. Neben dem Torbogen sind die Blenden ungleich und dadurch störend. Nur der Giebel ist reich und geschmackvoll gegliedert, besonders durch die hohe schmale Doppelblende in der Mitte, die gleichsam das diskreditierte Werk retten will.

Neben dem Turm rechts ist hier der alte Waldemarsbogen noch erhalten, aber die gotische Form ist verbaut worden, als man Turm und Umfahrt zum Spritzenhause, was sie heute sind, umbaute. Als die Toranlage dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügte, entschloß man sich, einen Durchbruch durch die Mauer links vom Tore zu machen. Dadurch wurde das Tor gleichsam beiseite gestellt und wirkte als nicht ganz zugehörig zur Stadt. Das gab Veranlassung, es mit Hilfe der neu zu schaffenden Kriegerverehrung baulich wieder einzuordnen in einer Lösung, die nur als überaus glücklich bezeichnet werden kann. Der Entwurf ist vom Regierungsbaurat Rohr, Templin.

Aus der Zwingermauer springt senkrecht ein Kreuzgang heraus, der bis zur Straße reicht an ihr sich fortzieht und durch eine Feldsteinmauer fortgesetzt wird, die die Anlage des Platzes mit dem steigenden Straßenniveau ausgleicht. Die Bogenmaße des Kreuzganges sind von dem Bogen des Torturms entnommen, sodaß der Gang den Stil wahrt. 2 Bogen als Abschluß, 1 Bogen der Straße folgend mit zwischengelegten Fensterchen und schönen Durchblicken, fügt sich das Ganze gut der Toranlage ein. Den Platz selbst schmückt in der Mitte ein Brunnen. der Kreuzgang enthält am Abschluß die Ehrentafel der im Weltkriege gefallenen Templiner, gekrönt durch die Gestalt eines sterbenden Kriegers. Sehr glücklich ist die Einordnung des Baumschmuckes in das Ganze, das sowohl von der Prenzlauer- als auch von der Arnimstraße her ansprechende Wirkungen erzielt.

Hinter dem nun folgenden Wiekhause sehen wir in gleichen Abständen etwa 1¾ Mtr. über der Erde in der Feldsteinmauer Backsteinnachbesserungen und 2½ Mtr. etwa darüber ebenso. Hier saßen die Zimmerungen des Wehrganges in der Mauer. Balkenstümpfe waren unten vermauert; auf ihnen standen schräg von der Mauer ab die Ständer, die die oben eingelassenen Konsolbalken stützten. Die Konsolen wieder trugen Streckbalken und Querbohlen für die Gehbahnen des Ganges; auf ihnen saßen die Stützbalken des Daches, das andererseits auf den Zinnen auflag. 1735 bei dem großen Brande ist diese Zimmerung herabgebrannt und nicht erneuert worden.

Weiter winkt uns ein alter Feldsteinturm, der sogenannte Pulverturm. Der Name ist recht neu; er ist aus der Zeit vor 130 Jahren, als die Stadt Garnison hatte und dort die Munition aufgehoben wurde. Früher hatte er nur oben vom Wehrgang aus Zugang. man brachte die Schlitz-Scharten, also absolut kugelsicher.

Weiter an Wiekhäusern vorbei: ihr Baustil ist etwas anders als der der anderen Stadtseite. Bald sind wir wieder an einem Durchbruche, dem sogenannten "Neuen Tore", das aber bereits aus der Zeit des alten Fritzen stammt. Es wurde angelegt, als man dort die Wälle ebnete und draußen die Gärten schuf. man durchschnitt die Mauer, baute in die Lücken ein Häuschen und mauerte den Rest mit Backsteinen aus. Das Tor überwölbte man. Das Haus hieß Akzise-Haus; es diente der Versteuerung der Gartenerzeugnisse der Einwohner, war also Kontrollstelle für die Gartenbauer.

Im folgenden Mauerabschnitt fesselt uns nur noch der nächste Turm, Eulenturm genannt. Auch er hatte nur Zugang vom Wehrgang aus. Er ist ganz aus Feldstein und diente zur Aufnahme der Gefangenen, die an Seilen auf die Sohle des Turmes herabgelassen wurden. Auf diesem Wege erhielten sie auch Speise und Trank.

Ein paar Schritte weiter finden wir einige reizende Mauerwinkel mit alten kleinen Fachwerkhäuschen und Bäumen in den Vorgärten.

Der nun folgende Durchbruch führt zur Post hinaus, einem im Landhausstil aufgeführten schlichten Bau. Am Berliner Tor schließt sich dann der Ring unserer Wanderung

Das Innere der Stadt

Die Stadt ist vollkommen regelmäßig nach Art eines Brettspieles angelegt, der Typus einer norddeutschen Kolonialstadt, als die sie gegründet wurde. Die Straßen schneiden sich senkrecht, und das macht die Orientierung für jedermann sehr leicht. Auch die Bauart der Häuser ist fast durchweg dieselbe: zweistöckige Fachwerkbauten von gleicher Höhe; Dachfirst setzt Dachfirst fort. Nur wenige Gebäude durchbrechen diesen einheitlichen Charakter des Stadtinnern.

An diese Gleichmäßigkeit, die etwas soldatisch-uniformiertes hat, muß sich das Auge des Großstädters erst gewöhnen.

Doch entdeckt man bald, daß das Gleichmaß durchaus nicht Eintönigkeit ist. Jedes Haus ist doch wieder anders, trägt der Eigenart seines Erbauers Rechnung; hier liegt die Kunst im Kleinen, und es gehört Liebe zur Kunst und zum Unscheinbaren dazu, all der Feinheiten inne zu werden. Wie weit die Eigenart gehen kann, ohne das Gesamtbild zu zerstören, zeigt das Haus Prenzlauer Straße 8. Und wie verschieden sind die Häuser in Anstrich und Verputz. Löblicherweise ist man jetzt oft dazu übergegangen, das Gebälk in anderer Farbe zu halten als das Mauerwerk; das wirkt belebend. Wieviel Leben die Farbe geben kann, zeigt das Hospital St. Georgen gleich neben dem Berliner Tor. Was heut die Städtebauer in den Großstädter mit Mühe anstreben, gleichmäßige Bauart im großen, individuelle Auffassung im kleinen, das löst unsere Stadt mit der Natürlichkeit des geschichtlich Gewordenen. Wahren wir, was die Väter unbewußt uns da geschenkt haben. Wir wollen bewußt Kleinstadt bleiben und keine Großstadtimitation versuchen. Das wäre geschmacklos.

Man beachte auch die eigenartige Bauweise vieler alter Häuser, neben die eine Seite des Eingangs eine 1- oder 2fenstrige Stube zu setzen. Diese Art stammt aus der Zeit, da Templin Garnison hatte; die Soldaten lagen natürlich in Bürger                Quartier. Für sie waren die Stuben vorbehalten, die mit einem Fenster für den Grenadier, die mit zwei Fenstern für den Unteroffizier.

Wir beginnen unsere Wanderung wieder am Berliner Tor. Rechter Hand haben wir das St. Georgen-Hospital, das heute alten Männern und Frauen Templins Unterkunft und einen ruhigen Lebensabend bietet. Daneben liegt die St. Georgskapelle, ein Bauwerk aus dem Ende des 15. Jahrhunderts spätgotischer Ziegelbau. Die Fassade ist geschmackvoll angelegt. Neben der Tür tiefe Fensterblenden, über der Tür ein gotisches Fenster mit Stab- und Maßwerk aus Ton. Die hohen Seitendoppelblenden stehen unter gemeinsamen Flachbogen, der gut überleitet zu der typischen Querblende. Der Giebel ist reich gegliedert, mit jederseits 2 Fialen besetzt. Er trägt in der Giebelluke das Glöcklein. Der Turm fehlt, wie bei allen Bettelmönchskapellen. Man beachte neben der Tür in Backstein die runden und länglichen Aushöhlungen; sie rühren davon her, daß dort nach altem Aberglauben die Kämpfer die Waffen schärften, man nennt sie Weichzeichen oder Weichscharten.

Das Innere der Kapelle bildet ein Kreuzgewölbe; die Rippen stehen auf Konsolen, die aus der Mauer springen. Der Altarschluß ist 5teilig; er trägt die Fenster, die allein der Kapelle das Licht spenden. Der alte Zugang der auf der rechten Seite war, markiert sich innen und außen jetzt als Blende. Darüber steht ein alter gotischer Klappaltar, der vor einigen Jahrzehnten wiederhergestellt wurde. Rechts unten sehen wir den hl. Georg, den Schutzheiligen der Kapelle. Sie war Klosterkapelle, das Kloster diente als Pflegestätte für Wanderer und Pilger, der Schützer St. Georg war.

Die Berliner Straße führt uns auf den Marktplatz. Dieser ist quadratisch angelegt und wird eingefaßt von einer doppelten Reihe hoher Linden, die eine im Sommer schattenreiche Promenade bilden. Die Mitte bildet ein schöner großer Platz, in dessen Mittelpunkt auf kleiner Erderhebung das Kriegerdenkmal für die 1864, 1866 und 1870-71 gefallenen Söhne Templins steht, eine schlichte Säule mit Kugel und Kreuz. Das Mosaikpflaster um den Sockel zeigt die Worte:

Gott die Ehr,

Jugendwehr,

Weiser Rat,

Mannestat.

Vor dem Denkmal steht die am 18. Oktober 1871 gepflanzte Friedenseiche.

Das Rathaus ist, um den Marktplatz frei zu halten, von dem Stadterbauer geschickt an die eine Seite gerückt worden. Es ist 1749 nach dem großen Brande aufgeführt worden nach Anweisungen des alten Fritzen, dem zur Ehrung und zum Zeichen der Dankbarkeit in neuerer Zeit eine Büste über dem Haupteingang aufgestellt worden ist. Der Bau ist im Stil des Klassizismus gehalten, steht aber auf der Grenze zum Zopfstil, von dem es bereits merkliche Einschläge hat. Er ist gleichmäßig angelegt im Rechteck. Die Mitte, ein 3 Fenster breites giebelbetontes Risalit, tritt nur wenig hervor. Die Tür des unteren Stockes flankiert je ein Fenster, der untere Stock ist einheitlich gehalten. Die oberen Stockwerke dagegen sind durch durchgehende Säulen gebunden und in der Fensteranlage getrennt; dadurch wird das Aufstreben betont und der Eindruck des kastenartig Gedrücktseins aufgehoben. Die Flügel sind 2 Fenster breit schmucklos nebengelegt. Ein Gesimse trennt den unteren Stock von den beiden oberen, die auch dadurch einheitlich gebunden sind, ein zweites Gesimse mit Triglyphen und weiß gehaltenen Metopen leitet zum Dache über. Das Dach ist schiefergedeckt und sanft geneigt; ein Uhrturm mit Adler-Aufsatz krönt es. Zu beiden Seiten schließen Brüstungen 2 Dachaltane ein. Das Bauwerk ist mit tiefem Verständnis für den Charakter der Stadt eingepaßt und stellt eine gute Harmonie der Senkrechten und Horizontalen dar, kein Monumentalbau, aber ein echtes Kleinstadtrathaus.

Das Rathaus enthält in den unteren Räumen Büros des Magistrats; die anderen Büros befinden sich im Stadthause (altes Kreishaus), Am Markt 13. Die beiden oberen Stockwerke des Rathauses gehören dem Amtsgericht

Baugeschichtlich Interessierten sei der uralte Keller des Rathauses zum Besuche empfohlen, ein starker Gewölbebau mit Feldsteinfundamenten und einer Nische, in der sich früher die nach außen führende Treppenanlage befand.

Eigenartig ist die Anlage der Straßen im Verhältnis zum Marktplatze; sie münden in ihn ein, aber von keiner von ihnen hat man einen Ueberblick über den Platz, wie man auch von der Mitte keine der Straßen absehen kann, auch das eine Absicht des Anlegers der Stadt, wie wir das in zahlreichen, besonders mitteldeutschen Städten wiederfinden, geboren aus dem Wunsche, freie aber in sich geschlossene Plätze zu gewinnen. Der Ausblick vom Markt auf die Kirche, der gleichfalls geschickt durch die vorgelegten Häuser der Mühlenstraße gehoben werden sollte – wir denken an die verwandte Anlage in Prenzlau, - ist heute etwas beeinträchtigt durch die Lindenallee und durch das Kaufhaus.

Der Kirche wenden wir uns nun zu, indem wir der Mühlenstraße folgen. Wenn wir den Kirchplatz betreten befremdet uns Moderne zunächst die Anlage. Wir sind von der Großstadt her gewöhnt, die Kirche auf möglichst großem, möglichst kahlem Platze zu sehen, mitten drin, sodaß möglichst jeder Stein zu sehen ist; es soll doch alles zur Geltung kommen. Und hier hat der mittelalterliche Baumeister von allem gerade das Gegenteil getan oder doch gedacht! Die Kirche ist an die Ecke gerückt, sie steht diagonal, sie ist durch eine "Hecke" hoher Kastanien gedeckt. Auch das letzte lag in der Bauabsicht des Meisters, da eine Häuservorlage wie in Prenzlau bei der Enge des Platzes nicht in Frage gekommen sein kann, noch weniger die Freilassung des Platzes. Die Frage kann nur sein,, ob es gut war, als Baumschmuck hochstrebende Kastanien zu wählen, die über lang oder kurz zu viel verdecken mußten, statt das Bauwerk dahinter zu heben, es gleichsam aus der Enge herauswachsen zu lassen zu Himmelsfernen. Das ausgesparte Dreieck hinter dem Vorplatz ist parkartig gehalten und geschmackvoll eingegittert, auf dem kleinen Dreieck hinter der Kirche steht die 2stöckige Sakristei. Bemerkenswert ist, daß die Kirche gradscharf in der Richtung West-Ost steht, der Turm im Westen, der Altarraum im Osten nach alter Bausitte.

Die Kirche ist nach dem Brande 1749 neu aufgebaut als 3schiffige Hallenkirche im Stil jener Zeit und 1877-78 gründlich erneuert. Die Inschrift über dem Südportal – es schaut zur Superintendentur und war bis 1877 Hauptportal – deutet auf den Wiederaufbau hin:

Des Feuers Wacht warf mich danieder

Und stürzte mich in Schutt und Graus.

Durch Friedrichs Huld steh’ ich nun wieder

Und bin ein neues Gotteshaus.

Aus de Zeit vor dem Brande stammt noch der Unterbau des breiten Westturmes mit seinem frühgotischen Portal von guter Steinmetzarbeit, 4bogig sich breiternd nach außen; die Feldsteine sind zu Quadern gehauen und regelmäßig angeordnet. Auch die 2stöckige Sakristei war stehen geblieben, hat aber ihr altes hohes Kronendach, das in das Kirchendach einschnitt, eingebüßt und ist heute, flach gedeckt mit Zinkwellblech, unter den Fries der Kirche erniedrigt.

Der Hauptbau steht noch auf den alten Granitfundamenten der ersten Kirchenanlage, Blöcke, die jeder ein Gewicht von 20-25 Ztr. haben. Erwähnt sei, daß unter dem Boden der Kirche sich Grabgewölbe von ½ Stein Stärke und der Höhe und Länge eines Sarges befinden, Tonnengewölbe mit niedrigen Wiederlagemauern; sie sind unregelmäßig verstreut. Sie stammen – wie Feststellungen einwandfrei ergeben haben, als bei baulichen Veränderungen einige geöffnet werden mußten – aus der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die Fenster, die früher der ganzen Länge nach durchgingen, sind heut an den Empore-Schneidungen durchgemauert und durch Bogen getrennt.

Im Innern sehen wir die getäfelte Decke der Halle getragen von massiven Pfeilern. Die Emporen sind terrassenförmig abgestuft, schließen aber vor dem Chorpolygon ab. Im Chor steht der Sandsteinaltar, links am Pfeiler die Sandsteinkanzel, vor dem Altar das Sandsteinbecken. Das Gestühl steht auf einem Podium, die Gänge sind mit Mettlacher Fliesen gedeckt.

Die Kirche birgt an Sehenswürdigkeiten: die alte Landsturmfahne von 1813, die Schleifen der  Kränze, die auf dem Grabe der Friederike Köhler 1913 niedergelegt worden sind, mehrere schöne alte Kelche und Patenen (Teller für das Abendmahlsbrot), zwei davon mit dem Kreuze der Tempelherren, aus einer Zeit, da man den Namen Templin auf diese Ritter zurückführte, einen alten Opferkasten aus der Zeit des alten Fritzen und verschiedene sehr kunstvolle Schlösser. Die Orgel ist 1921 neu eingebaut und entspricht höchsten Ansprüchen. Die alten Glocken, die älteste war von 1574, sind 1917 z. T. abgegeben worden und haben auf den Schlachtfeldern ihre letzte Schuldigkeit getan. Sie sind 1919 ersetzt worden. Das Geläut besteht jetzt aus 3 Glocken, von 1743 die eine, von 1919 die beiden anderen, alle 3 aus Glockenbronze. Vor allem sehenswert ist das Gemäuer der Sakristei; Kreuzgewölbe, die Wände unbehauener Granit!

Der Turm ist besteigbar. (Meldungen bei Herrn Küster Feuerhack, Probsteistr. 7, hinter der Kirche). Er ist im Oberbau aus Sandstein wie die Kirche überhaupt und trägt unter den Glocken eine Gallerie. Der Spitzenbau gleicht sich dem Rathausturm stilvoll an.

Der Turmknopf enthielt, als man ihn beim Umbau öffnete, neben Münzen und auf den Kirchenbau bezüglichen Schriftstücken auch Preistaxen aus dem Jahre 1794, wo er bereits einmal geöffnet worden war. Man fügte 1878 die damals gangbaren Münzen, Nachrichten über den Zustand der Stadt und seiner Schulen, Umbaubeschreibung, Markttaxen vom Juni 1878 und  ein Lichtbild des Gerüst versehenen Turmes den schon darin liegenden Stücken bei.

Wir folgen nun einer der beiden anliegenden Straßen zum See hin und betreten den Eichwerder, eine heute sanft gewällte freie Fläche, auf deren Höchstpunkte die Bürgerschule steht, ein hoher Bau in schöner märkischer Gotik. Wahrscheinlich hat hier einstmals die Askanierburg gestanden. Der Eichwerder gehörte bis Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts den Webern, denen er als Bleiche diente. Ueber den Eichwerder , zur Linken den Ratsteich, einen Teil des großen Templiner Sees, - jenseits liegt auf einer breit vorgelagerten Halbinsel der "Weinberg" eine Obstplantage, - gelangen wir zur Arnimstraße am Warmbade und dem Kirsteinhause vorbei, in dem sich die Herberge zur Heimat befindet und das den Zwecken der kirchlichen Vereine dient. Es folgt dann das Seebad, früher Hotel und noch heute Gastwirtschaft und Vergnügungsetablissement. Daneben erhebt sich das Kreishaus ein sehr ansprechender märkisch gotischer Bau aus dem Jahre 1905 mit schönem Sitzungssaal im ersten Stock. In dem Gebäude ist auch die Kreissparkasse untergebracht.

Weiterhin sehen wir rechts den Sportplatz, der 1922-23 als Notstandsarbeit angelegt worden ist nach den Plänen und unter Leitung des Stadtbaumeisters Schneider, eine Anlage, wie sie gleich großzügig nur wenige Städte der Mark aufzuweisen haben. Hier werden fast allsonntäglich im Sommer Wettkämpfe ausgetragen; auch in der Woche erfüllt den Platz jugendfrohes Leben und Lärmen. Auf diesem Platz soll unserer Stadt und unserem Volke ein wetterfestes Geschlecht mit starken nerven und geschulter Kraft heranwachsen.

Wir folgen der Landstraße in den Wald zum Wasserturm. Auf diesem Hügel stand einst der Galgen. Ueber den See weg erblicken wir schon die gelben Häuser des Joachimsthalschen Gymnasiums, das Ziel dieser unserer Wanderung. Wir erreichen es in 5 Minuten. Um einen Schmuckhof gruppieren sich 3 Doppelhäuser mit angebauten Villen als Flügel zur Aufnahme der Schüler und der die Aufsicht führenden Lehrer. Rechts wird die Anlage flankiert durch das Schulgebäude mit der anschließenden Villa des Direktors, links durch das Gärtnerhäuschen. Die Mitte des Schmuckhofes nimmt ein Denkmal des Stifters, des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg (1598-1608), ein. Die Gebäude sind, der waldigen Umgebung angepaßt, im sogenannten Landhausstil gehalten.

Auf demselben Wege zurück, nun aber am Prenzlauer Tore vorbei durch die Prenzlauer Straße, die Hauptverkehrs- und Geschäftsstraße der Stadt, der aber jetzt die Mühlen- und Berliner Straße den Rang abzulaufen beginnen. In der Mitte der Prenzlauer Straße werfen wir einen Blick zurück auf den schönen Straßenabschluß, den die Villa des Bankiers Ihrcke bildet, während sich früher die Straße an der kahlen Stadtmauer totlief.

Auf dem Markte, den wir nach wenigen Schritten erreichen, endet unsere Wanderung.


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Templin (Herz Jesu)TEMESUJO63SCKirche
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